Kampagne Sofort Schluss der BZK-Pfalz
Bezirkszahnärztekammer Pfalz
Körperschaft des öffentlichen Rechts
Fakten zur Kampagne Sofort Schluss
Sehr geehrte Leser, Kolleginnen und Kollegen,
dies ist eine Auszug aus den Gedanken der BZK zur Kampagne Sofort Schluss zur aktuellen Situation der zahnärztlichen Versorgung in der Pfalz. Wir wollen nicht Klagen, wie schwer wir es haben. Im Vordergrund steht das Interesse der Patienten an einer hochwertigen und flächendeckenden Versorgung. So verständlich und berechtigt es auch wäre, die Gelegenheit zu nutzen, all dem angesammelten Ärger der vergangenen Jahre endlich freien Lauf zu lassen, so kontraproduktiv wäre es auch.
Nach unserer Einschätzung müssen wir als Sachwalter der Patienteninteressen wahrgenommen werden.
Aussagen zu Fakten müssen selbstverständlich nachprüfbar richtig sein. Insbesondere bei Kommentaren auf Social Media sollten wir uns bewusst sein, dass wir niemals als Privatpersonen, sondern immer als Zahnärztinnen und Zahnärzte kommunizieren. Inhalt und Stil müssen diesem Anspruch gerecht werden.
Warum ist die zahnärztliche Versorgung unmittelbar in Gefahr?
Aktuell sind mehr als 30 % der aktiven Zahnärzte 60 Jahre und älter. In den letzten sechs Jahren entfallen auf jede Praxiseröffnung zwei Praxisschließungen. Insbesondere in ländlichen Regionen fehlen schon heute Zahnärztinnen und Zahnärzte. Wartezeiten auf einen Termin für eine normale Behandlung in der Größenordnung von 3-6 Monaten bedeuten in Wahrheit schon jetzt eine faktische Unterversorgung.
Wie gefährdet unehrliche Gesundheitspolitik die Versorgung?
Die budgetfreie Zahlung der Parodontitisbehandlung durch die GKV stand im Gesetz. Die strikte Budgetierung führt zwangsläufig zu einer Unterversorgung auch in diesem Bereich. Dies ist besonders deshalb für unsere Patienten gefährlich, weil eine unbehandelte Parodontitis nachgewiesenermaßen ein Risikofaktor für Gefäßerkrankungen ist und einen Diabetes begünstigt und verstärkt.
Budgetpolitik führt immer auch zu einem geringeren Behandlungsangebot.
Eine unzuverlässige Gesundheitspolitik reduziert das Vertrauen in die wirtschaftliche Basis einer Zahnarztpraxis. Junge Kolleginnen und Kollegen sind zunehmend weniger bereit, das Risiko der großen Investition von etwa 600.000 € in eine eigene Praxis auf sich zu nehmen und fehlen in der Versorgung insbesondere im ländlichen Raum.
Wie gefährdet der Fachkräftemangel die Versorgung?
Zahnärztliche Versorgung ist ohne Mitarbeitende so gut wie unmöglich. In RLP sind Tausende ZFA-Stellen und Hunderte Ausbildungsplätze unbesetzt. Es gehen mehr Mitarbeitende in Rente, als neue erfolgreich ausgebildet werden. Vorübergehende und vereinzelt vorzeitige dauerhafte Praxisschließungen und Terminabsagen wegen Personalmangel sind keine Seltenheit mehr.
Wie gefährdet überbordende Bürokratie die Versorgung?
Sinnleere Bürokratie (insbes. Dokumentationspflichten) kostet Zeit von Fachkräften, die während dieser Zeit in der Behandlung fehlen. Sinnleere Bürokratie raubt Kraft und Energie der Mitarbeitenden, führt zu Abwanderung in andere Berufe und verstärkt so den Fachkräftemangel.
Die bürokratischen Pflichten können insbesondere von Einzelpraxen nicht mehr erfüllt werden, diese machen aber einen Großteil der Praxen aus. Bürokratie kostet neben Zeit auch viel Geld (z. B. Validierungen, schlecht funktionierende Telematik-Infrastruktur), das in der Versorgung und für die Vergütung der Mitarbeitenden fehlt.
Wie gefährden die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen die Versorgung?
Nach einer Umfrage unter den Mitgliedern der BZK Koblenz sind die Betriebskosten in 2022 und 2023 um insgesamt mehr als 15 % gestiegen. Dem steht eine Punktwerterhöhung in der GKV für 2022 um 2,9 % und für 2023 um 0 % entgegen. Die Budgetierung lässt für 2024 Rückforderungen erwarten und führt zu einer Reduktion des Behandlungsvolumens.
Für privatzahnärztliche Leistungen ist der Punktwert seit 1988 nicht angehoben worden, in 2012 hat es eine Volumensteigerung von 9 % gegeben, (immer erwähnen! Wer GOZ googelt, kommt immer auf das Jahr 2012.) Gut 70 % der Leistungen erbringen wir noch zu den Preisen von 1988 (Entfernung einwurzeliger Zahn mit Anästhesie 16,81 €).
Die Differenz zwischen Kostenentwicklung und fehlender Honorarentwicklung führt zwangsläufig zu höheren Eigenanteilen der Patienten. Die wirtschaftlichen Ressourcen fehlen zur Gewinnung von Mitarbeitenden. Die wirtschaftlichen Ressourcen fehlen für Investitionen in Innovationen.
Alles hängt mit allem zusammen Die fehlenden Ressourcen verursachen direkt Unterversorgung. Zugleich verschärfen sie den Fachkräftemangel. Dieser wird wieder von der frustrierenden Bürokratie befeuert. Diese führt bei älteren Kolleginnen und Kollegen zur vorzeitigen Berufsaufgabe und bei jungen Kolleginnen und Kollegen zur Abschreckung von der Gründung einer eigenen Praxis. Das alles verschärft die Unterversorgung und den Stress in den verbleibenden Praxen.
Dieser Circulus vitiosus muss dringend unterbrochen werden.
Der Vorstand Ihrer BZK Pfalz